Ja klar, Ruhe finden wenn es sich stressig anfühlt?
Schule kann manches Mal eine Menge Stressgefühl verursachen. Dieser Stress "sitzt dir im Nacken", du "kommst nicht aus der Hüfte", "hast einen Kloß im Hals" oder er "liegt dir auf dem Magen". Wie auch immer und wo auch immer, bedrückender Stress kann jeder von uns im Körper fühlen und jeder von uns auf seine persönliche Weise. Dieses bedrückende Stressgefühl und Unwohlsein kann dann natürlicherweise auch deine Möglichkeiten zu Verstehen und zu Lernen stören und deine Leistungsfähigkeit behindern. Also, sind wir dem ausgeliefert? Muss das so sein? Was können wir selbst tun?
Neu wissenschaftliche Erkenntnisse sind hierzu super interessant und vielversprechend. Es ist einen Versuch wert! Lass uns einmal ganz anders an die Situation herangehen!
Stellen wir uns einmal die ehrliche Sorge vor: "Oh, ich habe echt Angst vor dieser Aufgabe/Prüfung, das macht mich total nervös und ich bin schon so gestresst deswegen." Üblicherweise hört man dann die herzliche und wohl gemeinte Antwort "Bleib ganz ruhig, du schaffst das schon!" Und das sagen wir uns dann im Moment der Momente auch selbst, um uns doch zu beruhigen. Aber leider ist das problematisch ... Warum?
Bist du ängstlich oder gestresst, dann erlebt dein Körper Anspannung, Herzrasen, Schwitzen, trockene Kehle oder ähnliches. All das steht im krassen Widerspruch zu deinen üblichen Worten und erinnert sekündlich daran, dass du eben gerade nicht ruhig bist. Hier also ein neuer Vorschlag: eine positive Gefühlsbeschreibung für das Erlebnis einer stressenden Situation.
In einer Reihe von Studien prüfte Alison Wood Brooks (Professor der Harvard Business School) den Ansatz, Schüler zu ermutigen ihre innere Aufgeregtheit zu spüren und positiv zu benennen "ich bin erfreut aufgeregt" ("I am excited") statt sie zur Selbstberuhigung aufzufordern. Dabei greift sie darauf zurück, dass das körperliche Erlebnis von positiver Aufgeregtheit, Vorfreude, Erregung dem bei Angst bzw. Stress sehr, sehr ähnlich ist. Ja klar, ein kleiner, feiner Unterschied: diese positive Aufgeregtheit wird sehr viel positiver erlebt und kann "beflügeln", denn sie bündelt alle Vorstellungen von Kraft, Stärke, Erfolg, Freude und verursacht keine Unstimmigkeiten wie zwischen Nervosität und Ruhe..
In ihren Studien untersuchte sie den Effekt dieser Ermutigung zu positiver Aufgeregtheit in diversen stressenden Situationen wie ein Mathe-Test, eine Rede halten und auch ein Karaoke-Wettbewerb, In jeder dieser stressenden Studien-Situationen gab es drei Gruppen von Teilnehmern, eine wurde ermutigt ihre positive Aufgeregtheit zu spüren, eine wurde ermutigt sich selbst zu beruhigen und eine erhielt keinerlei Empfehlung bzw. Ermutigung. Die Ergebnisse dieser Studien-Reihe machen sehr neugierig: in allen Situationen schnitt die Gruppe am besten, erfolgreichsten, leistungsstärksten ab, die ermutigt worden war, die eigene positive Aufgeregtheit wahrzunehmen und anzuerkennen: "Ja klar, ich bin total aufgeregt." Ihre Erklärung ist, dass es für uns in der Regel einfacher ist, von einem angespannten, negativen Zustand in einen angespannten, positiven Zustand zu springen; also von "ich bin total nervös" hin zu "ich bin positiv aufgeregt". Der übliche Weg ist sehr viel schwieriger für uns, denn er ist in sich nicht stimmig und fordert den Sprung von einem angespannten, negativen Zustand in einen lockeren, positiven Zustand.
Die Studien der Psychologin Carol Dweck an der Stanford Universität bestärken die wichtige Rolle des Mindsets (Einstellung, Gedanken) für erfolgreiches Lernen und Leistung; und hier geht es auf keinen Fall um Positives Denken sondern um tiefe Überzeugung. In der Zusammenfassung hieße dies für Nervosität beim Lernen und Arbeiten Schreiben:
- nimm deinen Körper wahr und bemerke die Gefühle im Zusammenhang mit der Lern- oder Leistungssituation
- denke an alles, was dabei gut läuft und was gerade schon gut hilft
- denke an eine Situation, in der du ganz sicher ein positives Gefühl der Aufgeregtheit verspürt hast und nimm deinen Körper in dieser Situation wahr; fühle diese erfreute Aufregung überall in deinem Körper und mach dir ein sehr klares Bild davon, wie sich das anfühlt für dich
- denke an die besondere Lern- oder Leistungssituation und fühle in dich hinein; erinnere dich daran, dass dieses Gefühl jetzt eigentlich dein stärkendes, positives Gefühl der erfreuten Aufgeregtheit ist
- wiederhole den Satz "ich bin gut aufgeregt!" während du deine Gefühle zur Lern- oder Leistungssituation spürst (nimm natürlich gern deine eigenen Worte, die dein positives aufgeregt sein für dich am besten beschreiben)
Ja klar, es ist wertvoll neue Wege zu beschreiten und seine inneren Stärken zu schärfen! Probiere es aus und je häufiger du dies praktizierst, umso mehr verinnerlichst du die stärkende Gefühlswahrnehmung und Deutung. Sei gespannt!